Teile des Solarparks Bundorf
Bildrechte: picture alliance/dpa | Heiko Becker

Teile des Solarparks Bundorf

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Bundorf: Wie ein unterfränkisches Dorf energieautark werden will

Die Gemeinde Bundorf hat einen der größten Solarparks Deutschlands. Einen Teil der Sonnenenergie nutzt der Ort für ein besonderes Projekt: Über das Prinzip "Power To Heat" möchte er energieautark werden.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Bürgerenergiegenossenschaft EGIS eG hat gestern das Fernwärmesystem in Bundorf in Betrieb genommen. Die Anlage ist Teil einer ganzheitlichen Energieversorgung, zu der auch ein 125 Hektar großer Solarpark, einer der größten in Deutschland, sowie einige Ladesäulen für E-Fahrzeuge zählen. Das Ziel der Gemeinde: energieautark zu werden.

Bundorf verfolgt die Strategie "Power to Heat" – Wärmeerzeugung durch Strom. Die Fernwärmeversorgung in Bundorf besteht aus einer Heizzentrale mit zwei großen Luftwärmepumpen, einem Biomassekessel, einem Warmwasserspeicher und einem 1.600 Meter langen Fernwärmeleitungsnetz, das die klimafreundliche Wärme in die Gebäude bringt.

Der Baubeginn war vergangenes Jahr, parallel zur Errichtung des großen Solarparks in Bundorf. Seit Ende 2023 befindet sich das Fernwärmenetz im Probebetrieb und ist jetzt, dank der Integration der Luftwärmepumpen, voll einsatzfähig. Den Strom für die Anlage liefert ein Teil des 125 Megawatt starken Photovoltaikparks, den die EGIS eG im September 2023 in Betrieb genommen hat. 1,5 Megawatt der installierten Leistung nutzt die Energiegenossenschaft nun für die Fernwärmeversorgung.

Strom für Haushalte und die Gemeinde

Der Strom wird mittels Stromdirektleitung an die Heizzentrale am Ortsrand von Bundorf abgegeben. Die Großwärmepumpe erhitzt mit der Energie das Wasser für die Wärmeversorgung. Angeschlossen sind aktuell mehr als 20 private Haushalte sowie die öffentlichen Liegenschaften der Gemeinde wie das Rathaus, das Bürgerhaus und der Kindergarten. Betreiberin des Fernwärmesystems ist die Energiegenossenschaft EGIS eG.

"Mit dem Projekt in Bundorf erzeugen wir Solarstrom, tragen zur umweltfreundlicheren Mobilität bei und schaffen eine nachhaltige Wärmeversorgung. Unser Ansatz, Erneuerbare-Energien-Anlagen ganzheitlich einzusetzen, schöpft ihr Potenzial erst richtig aus. Wir bringen damit Fernwärme auch in ländliche Regionen", informiert Pascal Lang, Vorstandsvorsitzender der EGIS eG.

Fernwärme auch ohne Sonne

Damit die Fernwärme unabhängig von den Sonnenstunden immer versorgt ist, nutzt das System sowohl die Vorteile der Luftwärmepumpentechnologie als auch die der Hackschnitzel-Heiztechnik. "Zukünftig werden durch die kommunale Wärmeplanung und das Ziel, Alternativen für Öl und Gas zu schaffen, viele Fernwärmenetze auf Basis von Hackschnitzel errichtet", vermutet Matthias Zimmermann, Teamleiter Fernwärme der EGIS eG.

Hier setzt der von der EGIS eG gewählte Ansatz an, der die Abhängigkeit von sich veränderbaren Hackschnitzel-Preisen auf ein niedriges Niveau reduziert. "Hier wurde eine neuartige Lösung für die Wärmeversorgung im ländlichen Raum geschaffen, die – so sind der Gemeinderat und ich überzeugt – eine langfristig, preislich sichere Versorgung für unsere Bürger gewährleistet", sagt Hubert Endres, Bürgermeister von Bundorf.

Die Gemeinden könnten auf diese Art ihre kommunale Wärmeplanung auf ein neues Level heben und ihre Bürger dabei unterstützen, klimafreundlich Wärme zu beziehen. Bisher beschränke sich Fernwärme als Lösung in der Wärmewende weitgehend auf städtische Gebiete. "Das Interesse an unserem Pilotprojekt in Bundorf ist wahnsinnig hoch und wir können uns vor Nachfragen kaum retten", sagt Pascal Lang.

Erfolgreiches Beteiligungsmodell

Dank dieses Ansatzes werde der ländliche Raum der absolute Gewinner der Energiewende, so Lang. Die EGIS eG hat bewirkt, dass ein Teil des Solarparks, etwa 30 Prozent, sowie das gesamte Fernwärmesystem in Bundorf, dauerhaft in Bürgerhand verbleiben. "Über unsere Genossenschaft können sich die Anwohner und alle Interessierten am Solarpark und am Fernwärmesystem beteiligen. Unsere Mitglieder profitieren wiederum von den Erlösen der Erneuerbaren-Energien-Anlagen", sagt Pascal Lang.

Das Beteiligungsmodell hat zur großen Akzeptanz und Zustimmung der Projekte in Bundorf beigetragen. Die EGIS eG hat rund 2.500 Mitglieder. Deutschlandweit hat die Genossenschaft bisher mehr als 30 Projekte umgesetzt, darunter Solarparks, unter anderem auch mit Batteriespeichern und mehrere Fernwärmenetze.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!