Zwei Männer stehen mit Bier in der Hand an einem Zapfhahn.
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Die Freunde Andreas Hofmann (links) und Tobias Petschelt betreiben in Schnaittach das Bräustüberl der Brauerei Kanone.

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Gegen das Kneipensterben: Freunde beleben Bräustüberl wieder

Weil um sie herum immer mehr Schankwirtschaften schließen, haben zwei Freunde aus Mittelfranken beschlossen, selbst gegen das Wirtshaussterben anzugehen. Sie haben das Bräustüberl der Brauerei Kanone in Eigenregie wieder zum Leben erweckt.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Brauereigaststätten in Bayern haben es schwer, die Corona-Pandemie hat die Lage vieler Betreiber noch einmal verschärft. Seitdem macht eine Schankwirtschaft nach der anderen zu. Dass es aber auch anders geht, zeigt ein Beispiel aus Mittelfranken. In Schnaittach im Nürnberger Land, haben zwei junge Männer ein Bräustüberl, das jahrelang geschlossen war, wieder zum Leben erweckt.

Neues Leben in altem Bräustüberl

In der kleinen Küche des Bräustüberls der Brauerei Kanone in Schnaittach brutzeln die Bratwürste. Nur wenige Meter entfernt läuft der Zapfhahn ununterbrochen. In der urigen Stube sitzen Jung und Alt eng an eng an den Tischen, dunkles Holz und schummriges Licht sorgen bereits tagsüber für eine gemütliche Kneipenatmosphäre.

18 Jahre lang war die Schankwirtschaft dicht. Doch jetzt herrscht wieder Hochbetrieb. Verantwortlich dafür sind Andreas Hofmann und Tobias Petschelt. Die beiden Freunde betrachten das Wirtshaussterben in der Region schon seit Jahren mit Sorge.

Mit Eigeninitiative gegen das Kneipensterben

Chris Küchler, den Junior-Chef der Brauerei Kanone, kennen sie schon lange. Und so war irgendwann die Idee geboren, nun selbst etwas gegen das Kneipensterben zu unternehmen, sagt Andreas Hofmann. "Eigentlich ist es aus einer Bierlaune heraus entstanden. Wir saßen mal an einem Abend zusammen, kannten das Bräustüberl natürlich schon über unseren Kumpel Chris, und wir haben immer zu ihm gesagt: 'Mach doch die Kneipe auf!'"

Doch in der Brauereifamilie fehlten schlicht die Kapazitäten für den Schankbetrieb neben dem täglichen Geschäft. Und so fassten sich die Freunde ein Herz, berichtet Andreas Hofmann: "Dann haben wir gesagt: 'Na gut, dann müssen halt wir ran' und so ist es dann auch entstanden."

Schankwirtschaft wird gut angenommen

Sie bringen das alte Bräustüberl wieder auf Vordermann und machen fleißig Werbung über Social Media, aber auch noch ganz klassisch mit einem Aushang im örtlichen Informationskasten der Gemeinde. Der Plan geht auf. Die Schankwirtschaft ist regelmäßig bis auf den letzten Platz besetzt.

Während Tobias Petschelt immer wieder mal aus seiner Küche herauskommt, um einen Plausch mit den Gästen zu halten, managt Andreas Hofmann das Geschehen vom Zapfhahn aus. Hilfe bekommen sie von ihren Partnerinnen und Freunden, die mit anpacken.

Hobby-Wirte aus Leidenschaft

Reich werden die Betreiber mit ihrem Hobby neben dem eigentlichen Beruf nicht, sagt Hofmann, der eigentlich Produktentwickler ist. Das Finanzielle stehe bei dem Projekt allerdings sowieso im Hintergrund. "Uns ist das eine Herzensangelegenheit, weil so viele Brauereien Schwierigkeiten haben. Ich denke, das ist kein Geheimnis, auch die ganzen Schankwirtschaften machen eine nach der anderen zu. Und wir gehen halt selbst gerne in die Wirtschaft, deswegen haben wir gesagt: 'Ok, irgendwas müssen wir dagegen unternehmen'."

Speisekarte, die zum Bier passt

"Wie früher, nur ganz anders" ist das Motto der beiden Hobby-Wirte. Das Bier kommt von der Brauerei Kanone, für die nötige Grundlage gibt es eine kleine Speisekarte, häufig mit fränkischen Klassikern, auch vegetarischen und veganen Alternativen, auf nur wenigen Quadratmetern zubereitet von Tobias Petschelt.

Wichtig ist den Betreibern dabei, dass die verwendeten Produkte nach Möglichkeit regional und frisch sind, sagt Küchenchef Petschelt: "Die Würste kommen vom Metzger aus dem nächsten Dorf, das Brot kommt von einem ganz kleinen Bäcker aus dem nächsten Dorf, das Essen soll zum Bier passen und es kann auch mal ausgehen, weil es eben frisch gemacht ist."

Eingeschränkte Öffnungszeiten: Gäste sind dennoch begeistert

Einen Haken gibt es allerdings: Das Kanone Bräustüberl in Schnaittach öffnet nur an einem Wochenende im Monat. Dann ist der Ansturm allerdings enorm. Reservierungen gibt es nicht, aufgrund des geringen Platzes sitzen die Gäste bunt gemischt zusammen an den Tischen. So kommen Alt und Jung ins Gespräch, berichten einige, die bereits vor 40 Jahren im Bräustüberl ihren Stammtisch hatten. "Ich finde das super", sagt eine Frau, "dass so viele junge Menschen hier sind." Ein anderer fügt hinzu, er hab die gemütliche Atmosphäre und den Austausch mit den Leuten beim Bier sehr vermisst. Die Wiedereröffnung, da sind sich alle einig, sei ein großer Gewinn für Schnaittach.

Doch auch von außerhalb kommen bereits Bierliebhaber ins Bräustüberl, berichtet Andreas Hofmann, der aufgrund des Ansturms an diesem Tag gewaltig ins Schwitzen gerät, sich aber gleichzeitig freut, dass das Angebot so gut angenommen wird.

Brauerei freut sich über Wiedereröffnung

Diese Freude teilt auch Christian Küchler, der Juniorchef der Kanone-Brauerei. Er ist quasi im Bräustüberl groß geworden, sagt er. Mit dieser Zeit verbindet er viele Erinnerungen. Hier machte er nach der Schule Hausaufgaben, trank irgendwann auch sein erstes Bier. Früher haben Oma und Opa den Laden geschmissen. Dass dem Bräustüberl nun wieder neues Leben eingehaucht wurde, freut den Braumeister. "Da geht mir das Herz auf, wenn ich sehe, dass die Leute da drin sitzen, dass sie einfach glücklich sind, dass sie das Bier genießen, gute Stimmung ist und alle einfach froh sind, dass es wieder auf ist, dass wir wieder da sein dürfen, da wird mir warm ums Herz. Das ist schön."

Mehr als ein Wochenende im Monat schaffen die Betreiber nicht, sagen sie. "Da steigt uns sonst das Umfeld irgendwann aufs Dach", so der Tenor. Doch wenn das Bräustüberl einmal offen hat, kommen die Leute gerne.

Dieser Artikel ist erstmals am 28.10.23 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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