Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in Brisbane
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Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in Brisbane

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Fassungslosigkeit im DFB-Team nach WM-Aus: "Das ist zu wenig"

Nach der WM-Blamage mit dem überraschenden Aus in der Vorrunde suchen die deutschen Spielerinnen nach Erklärungen. Bundestrainerin Voss-Tecklenburg übernimmt die Verantwortung und findet Kritikpunkte - auch in der WM-Vorbereitung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die deutsche Mannschaft war nach dem 1:1 gegen Südkorea im letzten WM-Gruppenspiel in ihrer Fassungslosigkeit vereint. Noch weit nach dem Schlusspfiff standen die Spielerinnen und das Betreuerteam regungslos auf dem Rasen von Brisbane, weinten und trösteten sich gegenseitig.

Popp, Oberdorf und Co. sprachlos

Nach der Partie und dem damit verbundenen historischen Vorrunden-Aus bei der WM in Australien und Neuseeland rangen alle Beteiligten nach Erklärungen. Kapitänin und Torschützin Alexandra Popp konnte "es noch gar nicht greifen. Ich weiß nicht, was ich großartig sagen soll, weil ich es noch nicht verstehen kann, was hier gerade abgeht". Eine Analyse des desaströsen Abschneidens sei in diesem Moment schlichtweg "unmöglich".

Auch Flügelspielerin Jule Brand fehlten die Worte am ZDF-Mikrofon, Mittelfeld-Abräumerin Lena Oberdorf empfand die Momente nach dem Abpfiff als "surreal" und bei der Ambergerin Sara Däbritz saß "der Schock tief". Lediglich Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg waren zusammenhängende Sätze abzuringen. "Wir waren ein Stück weit geschockt nach dem 0:1. Wir haben nicht die Spielruhe gehabt, sind nicht angedribbelt und haben unsauber gespielt bei der letzten Aktion. Es war eine große Verunsicherung zu spüren heute."

Voss-Tecklenburg analysiert und übernimmt die Verantwortung

In der Tat war der Auftritt der deutschen Mannschaft von Minute eins an fehleranfällig. Beim 0:1 durch So-Hyun Cho (6.) offenbarte die wackelige Defensive riesige Lücken, Kathrin Hendrich hob zudem das Abseits um einen Meter auf. Trotz der Rückkehr von Abwehrchefin Marina Hegering profitierten die Koreanerinnen von einfachen Fehlern im Aufbauspiel und einer schlechten Konterabsicherung.

"Wir waren in den Zweikämpfen nicht präsent zu Beginn. Wir wollten mehr in die freien Räume hineinkommen, das ist uns in der ersten Halbzeit gar nicht gelungen", erklärte Voss-Tecklenburg den fahrigen Auftritt ihres Teams: "Dann lief uns die Zeit davon, haben es dann mit langen Bällen und Flanken versucht."

Chatzialexiou schließt Rücktritt aus

Auf die Frage nach ihrer Zukunft antwortete Voss-Tecklenburg bedächtig: "Ich möchte jetzt gar nicht zu sehr in irgendwas gedrängt werden, was dann auch nicht richtig wäre, weil es auch aus der Emotion heraus geschieht", sagte sie noch unter dem Eindruck der Partie gegen Südkorea. "Von daher versuche ich, bei mir zu bleiben, sachlich zu bleiben und in die Verantwortung zu gehen. Das ist doch völlig klar."

Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter der DFB-Nationalteams, kündigte eine Analyse des Turniers an: "Ich werde nach dem Spiel niemanden infrage stellen. Das ist eine Thematik, über die wir in Ruhe sprechen werden." Nach den vorherigen Misserfolgen des Männer-Nationalteams und der U21 schloss Chatzialexiou einen Rücktritt aus. "Ich bin seit 20 Jahren beim Verband (...) Ich für mich persönlich will weiterkämpfen und schauen, dass es weitergeht im DFB und im deutschen Fußball."

Im Audio: Ambergerin Sara Däbritz: "Schock sitzt tief"

Sara Däbritz (links) trauert mit ihren DFB-Kolleginnen
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Sara Däbritz (links) trauert mit ihren DFB-Kolleginnen

Bundestrainerin zu vier Punkten: "Das ist dann halt zu wenig"

Trotz bemühten Anrennens war nur Zielspielerin Popp im Strafraum gefährlich in Aktion. Ihre Sturmpartnerin Lea Schüller kam nie richtig ins Spiel. Popps Tor noch vor der Pause zum 1:1 (42.) ließ Deutschland noch einmal hoffen, ein weiterer Treffer der Wolfsburgerin wurde nach VAR-Eingriff wegen Abseits aberkannt, dazu scheiterte Popp noch einmal an der Latte.

"Es hat am Ende nicht gereicht, mit vier Punkten weiterzukommen. Das ist dann halt auch zu wenig", resümierte Voss-Tecklenburg. Nach dem souveränen 6:0-Erfolgs gegen Marokko zum Auftakt "haben wir zweimal ein Ergebnis erzielt, das nicht ausreicht (1:2 gegen Kolumbien, 1:1 gegen Südkorea, Anm. d. Red.). Dem müssen wir uns jetzt stellen und das in erster Linie mit meiner Person."

Für die Aufarbeitung will sich die Bundestrainerin etwas Zeit geben. "Es geht darum, das sauber zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Das letzte halbe Jahr war nicht so stabil von den Leistungen her wie während und nach der EM. Ich stehe dazu, dass wir es nicht geschafft haben, aber ich gebe mir auch die Möglichkeit, jetzt nicht vorschnell etwas zu sagen."

MVT: Wir mussten "ein paar Widerstände überwinden"

Zwar hätte ihr Team "ein paar Widerstände überwinden" müssen, dies wolle sie aber nicht als Ausrede benutzen. Dennoch schlug sie indirekt einen Bogen auf die suboptimale Vorbereitung bis zur Weltmeisterschaft. Dort habe das DFB-Team "ab und an sehr viel Rücksicht auf bestimmte Situationen genommen". Was sie damit genau meinte, blieb zunächst unklar.

Das alleine war aber sicher nicht der Grund für das enttäuschende Abschneiden. "Am Ende ist es eine Gemeinschaftlichkeit, über die wir uns sicherlich alle unterhalten müssen, in der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten", legte Voss-Tecklenburg nach dem Ausscheiden nun nach. "Der Support von Zuhause war da. Wir haben es probiert, aber haben es nicht auf den Platz gebracht. Am Ende stehen reine Ergebnisse, das ist bei so einem Turnier so."

Baerbock und Faeser mit Zuspruch für DFB-Frauen

Aus der deutschen Politik erhielt das Team Zuspruch von zwei Regierungsmitgliedern. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) twitterte: "Was für ein Drama! Manchmal steckt einfach der Wurm drin. Kopf hoch, liebe DFB-Frauen." Innenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb: "Wir sind trotzdem stolz auf Euch!"

Im Video: Deutschland scheidet bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland aus

Alexandra Popp stützt nach dem Abpfiff die Hände auf die Knie
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Alexandra Popp stützt nach dem Abpfiff die Hände auf die Knie

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