Reinhard Bütikofer
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Bütikofer: Deutsche Autokonzerne zu abhängig von China

Während der Anteil chinesischer E-Autos in der EU wächst, droht "Made in Germany" in China hinterherzufahren. Der Grünen-Politiker Bütikofer warnt nun vor dem Einfluss Chinas auf die deutsche Autoindustrie. Auch den Kanzler knöpft sich Bütikofer vor.

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Nach dem Bekanntwerden der jüngsten mutmaßlichen Spionagefälle in Deutschland werden die Rufe nach Konsequenzen lauter. Vor dem Hintergrund des mutmaßlich chinesischen Cyberangriffs auf VW bemängelte der Europa-Parlamentarier Reinhard Bütikofer in der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" die Abhängigkeit deutscher Autobauer vom chinesischen Markt.

Als Beispiel kritisierte Bütikofer den Stuttgarter Dax-Konzern Mercedes Benz. Das sei keine Firma mehr, die unabhängig von China agieren könne, sagte Bütikofer, der Chef der Delegation für die Beziehungen zu China im EU-Parlament ist.

Ein Problem: China ist Miteigentümer

Mercedes Benz habe sich selbst in diese Rolle hineinmanövriert. Denn chinesische Investoren besitzen ein Fünftel des Autobauers: Ein Staatskonzern hält knapp zehn Prozent der Mercedes-Aktien, ein staatsnaher chinesischer Investor weitere knapp zehn Prozent. Der Konzern könne also gar nicht mehr unabhängig von China agieren, so Bütikofer.

Weniger Autos "made in Germany" in China - mehr "Chinamobile" in Deutschland

VW wiederum hat seine jahrelange Pole-Position an BYD aus Shenzhen verloren – wegen der E-Autos. Die Wolfsburger hoffen nun, 2026 mit der Technologie des chinesischen Startups XPeng zwei neue E-Autos auf den Markt zu bringen und aufzuholen.

Insgesamt wächst der Anteil chinesischer Marken an Elektroautos in der EU schnell: Ende 2023 betrug er knapp acht Prozent, 2024 sollen es elf Prozent sein. Bütikofer warf den deutschen Autokonzernen im ARD-Interview Behäbigkeit vor. China habe sich zum weltweit größten Autoexporteur entwickelt, da könne Deutschland nicht länger darauf pochen, das Auto einmal erfunden zu haben.

Der Kanzler und die Großkonzerne

Der grüne Europapolitiker kritisierte auch den Bundeskanzler für seine China-Politik: Olaf Scholz habe zu wenig europäische Ambitionen. Deutschland könne im Alleingang nichts erreichen in China. Außerdem warf Bütikofer der Bundesregierung vor, die Interessen von Großkonzernen zu schützen und zu wenig für den Mittelstand zu tun. Bei der China-Reise des Kanzlers vergangene Woche waren vor allem Vertreter von Dax-Konzernen - unter anderem BMW - dabei und kaum Mittelständler. Bütikofer warnte davor, dass China unfair spiele. Was nach seinen Worten eine Deindustrialisierung in bestimmten Bereichen zur Folge haben kann.

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